Wo motivierte Mitarbeiter gerne arbeiten

„Heutzutage ist nicht mehr nur Geld ausschlaggebend, sondern Freizeit“, beschreibt Metzgermeister Dominik Riedhofer aus Eisenberg (bei Füssen) seine Sicht eines „modernen“ Fleischereibetriebes.

Die Aussage bezieht er nicht nur auf seine Mitarbeiter, sondern erst recht auf sich selbst. Denn der 33-Jährige wird bald zum zweiten Mal Vater. Auch deshalb hat er seine bisherige Geschäftspraxis, am Samstag nach Geschäftsschluss zu schlachten, auf den Donnerstagnachmittag verlegt. Das Wochenende ist jetzt Privatleben.

19-Jähriger, engagierter Geselle

Stolz ist der zertifizierte Fleischsommelier darauf, mit Pius Bayrhof einen tüchtigen Gesellen zu haben, den er selbst ausbildete. „Ich komme mit Dominik super klar“, sagt der 19-Jährige. Das Duzen ist im Betrieb ganz selbstverständlich, ebenso wie 30 Tage Urlaub. Hinzu käme wirkliche Flexibilität bei den Arbeitszeiten. „Pius kam mal auf mich zu mit der Frage, ob er in der kommenden Woche gemeinsam mit seinen Freunden spontan in Urlaub fahren könne. Eingeplant war das nicht, aber wir haben das möglich gemacht“, berichtet der Unternehmer.

Keine Hierarchien

Riedhofer steht nicht nur gemeinsam mit seinen Leuten in Produktion und Verkauf, „wir machen auch alle zusammen sauber. Als Chef bin ich genauso viel wert wie jeder andere“, beschreibt er seine Philosophie. Oder anders formuliert: „Die Vorstellung, dass ein Metzger von montags bis samstags im Blut steht, ist überholt. Für mich ist das ein sehr cooler Beruf, ein Ehrenstatus.“ Diese Einstellung lebt er seiner Mannschaft tagtäglich vor, das Ergebnis: Alle sind motiviert und mit Elan dabei. „Ich kann mir gut vorstellen, noch meinen Meister zu machen“, lässt Pius Bayrhof durchblicken.

Zwei Tage die Woche geöffnet

Insgesamt vier Verkäuferinnen beschäftigt er in dem Geschäft, welches freitags von 7.30 bis 18 Uhr und samstags von 7.30 bis 13 Uhr geöffnet hat. Der Verkaufsautomat hält Tag und Nacht eine Auswahl an Spezialitäten bereit. Mit einer Verkäuferin habe er gemeinsam in seinem ehemaligen Lehrbetrieb gearbeitet – und den Kontakt zu ihr nie verloren. „Ihr Versprechen, dass sie zu mir wechselt, wenn ich mich selbstständig mache, hat sie eingelöst“, lacht er zufrieden. Aus manchen Supermärkten ist es ihm gelungen, kundige Fachkräfte abzuwerben. „Bei uns sind flexible Arbeitszeiten keine Werbeaussage, sondern wo immer es geht, möglich“, verspricht er. Auch, wenn er dafür mal selbst eine weitere Schicht im Laden übernehmen muss.

Text: Axel Stefan Sonntag

Bildnachweis: Hans-Rudolf Schulz

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