Vom Fleischerhandwerk zum Ernährungshandwerk: Neue Perspektiven in naheliegenden Sortimenten und Märkten

Frankfurt. – Die Generalversammlung der Zentralgenossenschaft des europäischen Fleischergewerbes, ZENTRAG eG, fand diesmal im Rahmen der Fachmesse IFFA in Frankfurt statt. Michael Boddenberg, Vorsitzender des ZENTRAG-Aufsichtsrates, betonte gleich in seiner Begrüßung der Delegierten den elementaren Vorteil und Status des genossenschaftlichen Verbundes: „Auch diese Jahreshauptversammlung signalisiert wieder deutlich den engen Zusammenhalt des Fleischerhandwerks und seines Genossenschaftsnetzwerkes – gerade auch in der Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fleischer-Verband. Dies sind einmalige Synergien des Handwerks, die gerade auch im Kontext der IFFA als lebendiges, zukunftsorientiertes Forum vielfältig sichtbar werden. Auch die Zahlen des Geschäftsjahres 2018 der ZENTRAG dokumentieren weiterhin die stabile Gesamtsituation des Verbundes, der zwar leicht an Umsatz und Ergebnis verloren hat, aber sich auf gutem Kurs befindet.“ Boddenberg mahnte zudem an, dass die handwerklichen Kräfte und Institutionen – gerade in Zeiten starker Konzentrationen und Wettbewerbsverschärfungen – weiter gebündelt und optimiert werden müssen. Dies gelte gerade auch angesichts des Kernproblems in Bezug auf die Nachwuchssuche und –förderung: „Unser aller Bemühen muss es sein, die Menschen von unserem Beruf zu begeistern. Dazu gibt es in unseren Reihe erfolgreiche Vorbilder, an denen wir uns orientieren sollten.“
Herbert Dohrmann, Präsident des Deutscher Fleischer-Verbandes, nahm diesen Tenor auf und stellte vor allem die positive Gesamtsituation des deutschen Fleischerhandwerks heraus, das trotz des Abschmelzungsprozesses und der starken Konkurrenz weiterhin umsatzmäßig wachse. Die Chancen des Handwerks lägen vor allen in den Faktoren der Regionalität, in den traditionellen Kernkompetenzen, in der Produktgüte und Sortimentsvielfalt. Problematische Entwicklungen könnte es aber zukünftig etwa in den Beschaffungsmärkten und angesichts des abnehmenden Fleischkonsums geben.

Notwendige Wachstumsstrategie: Vom Fleischer- zum Ernährungshandwerk

„Zukunft gestalten“ war auch das Kernmotto des Geschäftsjahres 2018 und der Imperativ des ausführlichen Bilanzberichtes von ZENTRAG-Vorstandsprecher Anton Wahl, den er zu den wesentlichen Geschäftszahlen sowie zu den Aktionsprogrammen und Perspektiven der Einkaufs- und Dienstleistungszentrale und der ihr angeschlossenen Wirtschaftsorganisationen vortrug. Wahl betonte in diesem Zusammenhang auch die derzeitige Agenda der Zentrale und der Genossenschaftsgruppe, die unter der Markierung „Menschen – Marken – Märkte“ stehe. Gerade auch im Umfeld des Fleischerhandwerks und der Genossenschaften müsse eine moderne Personalpolitik geführt werden, die ein positives Image des Unternehmens und seiner Kultur zur Grundlage hat. Gefragt seien auch flexible Arbeitsplatz- und Zeitmodelle, eine optimale Aus- und Weiterbildung sowie gute Gehälter. Zur notwendigen Wachstumsstrategie empfahl Wahl eine Transformation vom Fleischerhandwerk in Richtung Ernährungshandwerk, also die Erweiterung in naheliegende Geschäftsbereiche – etwa in Richtung Gastro/Catering, Außer-Haus-Verzehr sowie in den Bereich von Käse- und Backwaren-Sortimenten. Die Fleischer-Fachgeschäfte und das Handwerk sollten sich vor allem als starke Marken verstehen, die entsprechend auszubauen seien. Gerade der Genossenschaftsverbund verfüge mit GILDE als Premium-Marke und mit dem fd-Sortiment im Preiseinstieg über starke Differenzierungsmerkmale, die ebenfalls noch vehementer genutzt werden sollten.

Entwicklung der ZENTRAG eG: Umsatzvolumen von 276,1 Mio. Euro

Trotz leichter Umsatzrückgänge bei der ZENTRAG und den angeschlossenen Wirtschaftsorganisationen, die teilweise auch durch die allgemeinen Marktpreise begründet seien, zog ZENTRAG-Vorstandssprecher Anton Wahl ein durchaus positives Resümee zum Geschäftsjahr 2018. Das größte Handels- und Dienstleistungsunternehmen der Branche konnte 2018 – mit den ihr angeschlossenen 45 Wirtschaftsorganisationen – nicht ganz an die gute Umsatzentwicklung der Vergangenheit anknüpfen. Insgesamt wurde ein Umsatzvolumen von 276,1 Mio. Euro erreicht, was einer Entwicklung von -1,1 Prozent entspricht (Umsatz 2017: 279,1 Mio. Euro). Die Entwicklung im Eigengeschäft verzeichnete ein Minus von 0,1 Prozent. Die Umsätze lagen bei 112,5 Mio. Euro (2017: 112,6 Mio. Euro). Das Zentralregulierungsgeschäft fiel mit einem Minus von 1,7 Prozent auf insgesamt 163,6 Mio. Euro (2017: 166,5 Mio. Euro). Maßgeblich beeinflusst wurde dieses Ergebnis durch die heterogene Entwicklung einzelner Wirtschaftsorganisationen und die verstärkte Erschließung der neuen Kooperationspartner. In den Warenbereichen konnten die Segmente Lebensmittel mit 0,9 Prozent und Maschinen mit 4,2 Prozent gut zulegen. In den Bereichen Fleisch/Geflügel und Fleischereibedarf gab es Umsatzrückgänge von -2,8 Prozent bzw. -3,1 Prozent.

Der Jahresüberschuss von 347.300,16 Euro reicht für die Dotierung der satzungsgemäßen Rücklage von 69.469,03 Euro. Mit dem verbleibenden Bilanzgewinn von 277.840,13 Euro können die Dividende von Höhe von 2,5 Prozent für den ersten und 4 Prozent für die wie-teren Anteile finanziert werden. Das erzielte Jahresergebnis lag damit auf Planniveau.

Entwicklung der Mitgliedsbetriebe

Die Zahl der Mitglieder der ZENTRAG eG betrug im Geschäftsjahr 2018 insgesamt 97, darunter sind auch dem Fleischerhandwerk verbundene Verbände und Innungen. Die Umsatzentwicklung der 45 angeschlossenen genossenschaftlich strukturierten Großhandelsbetriebe (41 in Deutschland, 2 in Österreich, 1 in Luxemburg und 1 in Frankreich) war im Berichtszeitraum (ohne die Schweiz und Irland mit -1,7 Prozent) negativ. Der Gruppenumsatz aller angeschlossenen Wirtschaftsorganisationen betrug 2018 inklusive Häuteverwertung, Dienstleistung und evtl. Produktion 846,0 Mio. Euro (2017: 860,7 Mio. Euro). Der durchschnittliche Jahresumsatz konnte von 18,3 Mio. auf 18,8 Mio. Euro gesteigert werden. Die Jahresumsätze der Wirtschaftsorganisationen variieren dabei stark: In der Spitze liegen sie bei 121 Mio. Euro, im unteren Bereich bei rund 550.000 Euro. Die ergebnismäßige Situation der Wirtschaftsorganisationen im Berichtsjahr war gut bis zufriedenstellend. Die Anzahl der ganzjährig beschäftigten Mitarbeiter*innen stieg von 2407 auf 2438 Personen. Die Höhe der Sachinvestitionen betrug rund 32,5 Mio. Euro (2017: 14,9 Mio. Euro) und lag damit deutlich über dem Vorjahrsniveau.

Wahl betonte abschließend, dass die ZENTRAG-Maßnahmen in diesem Jahr vor allem in der weiteren Profilierung der GILDE-Marke und im Ausbau des fd-Sortiments sowie in der Weiterentwicklung des GILDE-Versandshops liegen. Ein weiterer Schwerpunkt in der ZENTRAG-Agenda seien vor allem auch die erfolgreichen Messekooperationen mit der AFMO eG und der TIFA eG.

Dem ZENTRAG-Aufsichtsrat gehören an: Michael Boddenberg (Vorsitzender), Wolfgang Hartl, Martin Fuchs, Marc Klaiber, Rudi Maulick, Wilfried Morawitzky, Ansgar Nachtwey, Jens Neubauer, Volker Schmitt, Bernd Schwarze, Rolf Strobel, Susan Hertl und Joachim Lederer.

ZENTRAG-Pressestelle
Martin Heinen
Mobil +49 172 160 1962
E-Mail: m.heinen@pr-heinen.de
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