Lieferservice als neue Chance

Nicht nur Kunden die Kontakte vermeiden wollen, begrüßen einen Lieferservice. Das Angebot kann sich durchaus lohnen, sollte aber gut geplant sein.

Fast ein Viertel (22 %) der deutschen Verbraucher hat im Sommer während der Corona-Pandemie Lebensmittel online bestellt und sich diese liefern lassen oder sie selbst abgeholt.
Die große Mehrheit (82 %) derjenigen, die Lebensmittel online bestellen, möchte dies im gleichen Umfang auch beibehalten, wenn die Distanzregeln und Einschränkungen im öffentlichen Leben nicht mehr gelten. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers (PwC). 18 Prozent der Verbraucher kaufen laut der Umfrage zudem mehr in lokalen beziehungsweise unabhängigen Geschäften, 14 Prozent kaufen mehr lokal produzierte Lebensmittel als zuvor – wachsende Chancen also auch für das Fleischerhandwerk.

Zahlen prüfen, Regeln festlegen

So manches Fleischer-Fachgeschäft hat im Pandemie-Jahr 2020 festgestellt, dass die Kunden die Möglichkeit einer Online-Bestellung sowie einen Lieferdienst sehr zu schätzen wissen. Betriebe, die relativ spontan einen entsprechenden Service bieten konnten, waren hier im Vorteil und haben positive Erfahrungen gemacht. Oft verfügten sie auch schon über die entsprechende Ausstattung, etwa Lieferwagen oder Transportbehälter, und hatten Personal für einen solchen Service bereits durch ihre bisherigen geschäftlichen Aktivitäten eingeplant.
Wenn die Zahlen stimmen und entsprechendes Personal vorhanden ist, kann es sich durchaus lohnen, das Bestell- und Liefergeschäft für die Zukunft weiter auszubauen und auf einer breiteren Basis bekannt zu machen. Das kann etwa über Anzeigen und Flyer in der Tageszeitung oder im Gemeindeblatt erfolgen, im Geschäft selbst oder über den Kassenbon – jeder potenzielle Kunde sollte über das Angebot informiert werden. Soziale Medien wie Facebook bieten ebenfalls Möglichkeiten, mit Kunden in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Auf der Webseite sollten interessierte Kunden schon beim ersten Anklicken den Bestell- und Lieferservice entdecken können – und zwar so, dass er wirklich ins Auge fällt.

Dazu gehören unbedingt weitere Informationen: In welchem Radius um die Produktionsstätte beziehungsweise die jeweilige Filiale wird geliefert, was kostet die Lieferung den Kunden, wie kann bestellt werden (online oder telefonisch), bis wann muss die Bestellung erfolgen, bis wann wird geliefert, und wie ist die Bezahlung geregelt? Kunden sollten die Regeln kennen – ansonsten ist Ärger vorprogrammiert. Sinnvoll ist es auch, einen Mindestbestellwert festzulegen. Für die Belieferung mit frischen Fleischund Wurstwaren oder auch mit warmen Speisen werden entsprechende Transportbehälter benötigt.
Die robusten, aber dennoch leichten recycelbaren EPPThermoboxen von Schneider etwa bieten gute Isolationseigenschaften und sind durch leicht auswechselbare Wärmebeziehungsweise Kälteplatten flexibel einsetzbar. Das Gleiche gilt für die Thermo-Future-Boxen von Barth. Sie sind ebenfalls auf Gastronorm-Behälter abgestimmt, in unterschiedlichen Höhen erhältlich, variabel einsetzbar und kombinierbar mit weiterem Zubehör wie Kühlaufsatz oder Kühldeckel.

Nachhaltige Verpackungen

Werden fertige Einzelmahlzeiten, Menüs oder Imbissartikel wie Burger oder Suppen geliefert oder zur Abholung bereitgestellt, sind passende Verpackungen nötig. Sie müssen fett- und wasserdicht sein und sich problemlos verschließen, aber auch leicht wieder öffnen lassen. Der Nachhaltigkeitsaspekt sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden – Einwegverpackungen sind out, darüber sind sich die Verbraucher einig. Zur Wahl stehen unter anderem versiegelbare Schalen aus Zuckerrohr, das Versiegeln kann zum Beispiel mit dem Gilde PackMeister erfolgen. Nachhaltige Alternativen bietet auch das Einweggeschirr der Marke fd aus Zuckerrohr oder Palmblättern.

Von Herstellern wie Pacovis oder Papstar gibt es ebenfalls umweltgerechte Verpackungen, etwa Schalen und Becher mit Deckel. Als besonders umweltfreundlich gelten hygienische Mehrwegsysteme, die sich vor allem bei einem festen Kundenstamm lohnen: So bietet zum Beispiel Gastro-Ausstatter Rieber unter der Marke Eattainable ein digital organisiertes Mehrwegsystem in viel ältigen Größen, das auf Gastronorm-Behältern beruht, dazu gibt es ein Boxen-Transportsystem. Speisen und Food to-go können sicher und hygienisch verpackt transportiert und gelagert werden, ganz ohne Pfand, erklärt der Hersteller.
Die Mehrweg-Partner haben via Handy-App und digitaler Cloud jederzeit den Überblick über ihre Pfandobjekte und können ihre Leihfristen selbst bestimmen. An solch modernen Entwicklungen zeigt sich, dass die Lieferung von frischen Lebensmitteln und Speisen Potenzial für die Zukunft hat.

Transparenz durch Coaching

Mit gezielten Mitarbeiterschulungen und Coachings will er dem entgegenwirken. „Wir möchten unsere Mitarbeiter mitnehmen und ihnen ganz transparent erklären, warum wir teurer und besser sind als andere“, sagt er. „Nur dann können sie voll und ganz hinter den Produkten stehen und auch mehr verkaufen.“

Bei den Mitarbeiterseminaren, die bei Leggedörs einmal im Jahr stattfinden, hat nicht nur das Team die Möglichkeit, Lob oder Kritik loszuwerden, auch der Chef gibt Impulse. Im vergangenen Jahr hat ein Coach zum Thema Betriebswirtschaft informiert. Ein weiterer Programmpunkt des zweitägigen Seminars: der Besuch bei Bauer Plüster. Das hatte einen enormen Effekt, erinnert sich Markus Leggedör. Allen sei klar geworden, dass bessere Haltungsbedingungen daraus resultieren, dass den Bauern mehr gezahlt wird und dass die Produkte deshalb einen angemessenen Preis haben. „Unser Team hat die Zusammenhänge verstanden und erkannt, dass eine Gehaltserhöhung nur möglich ist, wenn der Umsatz stimmt“, so Leggedör. „Zudem kennen jetzt alle unseren Bauern Plüster.“
Für die Zukunft plant Markus Leggedör, sein Angebot an Feinkostspezialitäten wie Gewürze, Saucen, Liköre, Essig sowie die hausgemachte Convenience-Ware in Weckgläsern zu erweitern. Auch der Selbstbedienungsbereich an der Theke soll vergrößert werden.

Den Kundenkreis ausbauen

Während der Pandemie haben eine ganz Reihe von Fleischer-Fachgeschäften ganz spontan Ihren Kunden einen eigenen Lieferservice geboten – das hat zweifellos das Vertrauen in das „systemrelevante“ Fleischerhandwerk gefördert und die Kundenbindung enorm gestärkt. Schon allein das mag die Investition wert gewesen sein. Allerdings bringt ein Lieferservice einen deutlichen Mehraufwand mit sich, verursacht Kosten und bindet Personal: Deshalb wird jeder verantwortliche Unternehmer für sich selbst entscheiden müssen, ob er diesen Service auch in Nach-Corona-Zeiten anbieten will. Der Bedarf wird voraussichtlich auch nach der Pandemie vorhanden sein.

Doch gilt es abzuwägen:
Gibt es genügend Besteller, lässt sich ein neuer Kundenkreis erschließen und langfristig binden? Zu denken wäre zum Beispiel an Senioren, denen das Einkaufen schwerfällt oder die auch weiterhin enge Kontakte vermeiden wollen. Ist das Interesse vorhanden, könnte zum Beispiel eine wöchentliche Lieferung an einem fixen Tag angeboten werden. Auch die Mittagessenlieferung für Unternehmen oder Bürogemeinschaften, die sich in der Nachbarschaft angesiedelt haben, könnte sich zum erfolgreichen Nischengeschäft entwickeln. Ein wöchentlich aktualisierter Speiseplan auf der Webseite gehört dazu. Essenslieferungen für Schulen, Kindergärten und Co. wiederum bedürfen einer längerfristigen Planung.

Andere liefern lassen

Wer nicht die Möglichkeit hat, selbst auszuliefern, kann sich an einen vor Ort aktiven Lieferdienst wenden. Allerdings gibt es diese längst nicht überall, und zudem erhalten sie eine Gebühr, die sich in der Regel nach dem Bestellwert richtet. Die kann etwa bei dem in Deutschland dominierenden Anbieter Lieferando schon mal um die 30 Prozent betragen. Deutschlandweit und auch für Metzgereien tätig sind etwa die Plattformen Treubleiben.de, für die Gastronomie zudem  bringmeister.de. Zu Beginn der Corona-Einschränkungen im vergangenen Frühjahr haben einige Gemeinden lokale Lieferdienste organisiert – hier kann auch ein Fleischer-Fachgeschäft sich beteiligen. Das gilt ebenso für kleinere privat organisierte Lieferdienst-Plattformen. Allerdings werden solche lokalen Plattformen wohl wieder eingeschränkt, sobald die Situation sich normalisiert.

Abholbox und Verkaufsautomat als Alternative

Nicht immer lässt sich ein Lieferservice in den Produktions- und Verkaufsrhythmus eines Fleischer-Fachgeschäftes integrieren. Als kundenfreundliche Alternative bietet sich ein Abholservice an: Kunden können per Telefon, Fax oder E-Mail bestellen und die Ware – oder auch fertige Speisen – zu einem festgelegten Zeitpunkt abholen. Bei Artikeln aus dem Fleisch-, Wurst- und Feinkostsortiment erleichtern zudem Kühlfächer („Abholboxen“) das Handling wesentlich und verlängern die Öffnungszeiten: Der Kunde kann die bestellte Ware per Pin jederzeit aus „seiner“ Box entnehmen.

Verkaufsautomaten bieten den Kunden ebenfalls eine Möglichkeit, kontaktlos und mit unbegrenzter Öffnungszeit an eine Auswahl von Produkten ihres Fleischers zu kommen. Innovativ ist auch die Idee von Metzgermeister Franz Weinbuch im schwäbischen Öpfingen bei Ulm, der sein Imbissgeschäft mittlerweile am eigens erbauten „Leberkäs‘-Drive-in“ abwickelt. Geplant war das schon länger, eröffnet wurde im vergangenen Oktober – in Corona-Zeiten ist dieser Service jetzt ganz besonders erfolgreich.

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