Leichter lernen mit E-Learning

Weiterbildung sichert Kompetenz – doch wer will schon die Schulbank drücken? Digitale Lernangebote lassen sich leicht in den Arbeitsalltag integrieren und motivieren Mitarbeiter zum Mitmachen.

Wer sein Team mit E-Learning auf den neusten Stand bringen möchte, hat viele Möglichkeiten: Vom Online-Seminar über Web-Tutorials bis zu Podcasts oder Lehrfilmen auf Videoplattformen sind viele Inhalte und Schulungsthemen digital verfügbar. Dazu kommen Apps oder die Möglichkeit, sich von Dienstleistern betriebseigene Handbücher als digitales Lernmittel aufbereiten zu lassen. Hauptvorteil des E-Learnings ist vor allem die gewonnene Flexibilität: Statt zeitaufwendiger Präsenzschulungen und dem damit verbundenen Arbeitsausfall können Mitarbeiter die Lernmodule orts- und zeitunabhängig nutzen. Neue Inhalte können schnell integriert, Lernprozesse und Fortschritte digital dokumentiert werden. Und: Lernen via Smartphone und Co. motiviert auch Mitarbeiter, die sonst eher „Lernmuffel“ sind. Vor allem, wenn die Inhalte spielerisch und wenig textlastig aufbereitet sind.

Tipps per Smartphone

Den Einsatz kurzer „Lernhappen“, die während der Arbeitszeit konsumiert werden, hat Metzgermeister Michael Grom von der Metzgerei Sack aus Karlsruhe ausprobiert. Im Rahmen eines Pilotprojekts von „Handel kompetent“ hat er die Verkaufs- und Pausenräume einiger Filialen mit Tablets ausgestattet. Auf diesen sind Lernprogramme installiert. „Die Verkäuferinnen erhalten zum Beispiel Tipps, wie man sich auch am Arbeitsplatz ein paar Minuten entspannen kann. Oder es gibt Videos, die zeigen, wie man sich in Reklamationsgesprächen mit Kunden richtig verhält“, erklärt Grom. Nach Anmeldung mit persönlichem Passwort erhalte jeder Mitarbeiter die für ihn relevanten Inhalte, ohne dass der Chef etwas anleiten und vorgeben müsse. Zudem könne er sehen, welcher Mitarbeiter welche Inhalte schon bearbeitet habe, wodurch Lernerfolge dokumentiert seien. Für die Metzgerei sind die Lernprogramme ein Erfolg. „Berührungsängste seitens der Mitarbeiter gibt es nicht. Selbst die Älteren benutzen ja heute ganz selbstverständlich ihr Smartphone.“

Schulung für Quereinsteiger

E-Learning kann auch dabei helfen, neue Kräfte für den Betrieb zu qualifizieren. Wer etwa bei der Metzgerei Reichenbach in Glottertal im Schwarzwald im Verkauf arbeiten will, muss keine ausgebildete Fachkraft sein. Stattdessen lässt Metzgermeister Ulrich Reichenbach motivierte Quereinsteiger vor Eintritt in den Betrieb eine Art „Express-Berufsschule“ absolvieren: Eine eigens für den Betrieb konzipierte Online-Schulung bereitet die angehenden Verkäufer interaktiv auf ihren neuen Job vor. Inhalte sind etwa Unternehmensphilosophie und Fleischherkunft, Warenkunde, Präsentation, Bedienen und Verpacken. Per Smartphone, Tablet oder Notebook klicken sich die Quereinsteiger durch die Module, die wie ein Computerspiel gestaltet sind. Lückentexte, Multiple-Choice-Fragen oder Videos lockern die Lerninhalte auf, wer möchte, kann sich Texte sogar vorlesen lassen. Jedes Kapitel schließt mit einem Test ab, der jedoch beliebig oft wiederholt werden kann. Für Fragen gibt es eine Kontaktfunktion. Wer schnell ist, schafft die Schulung inklusive Abschlusstest in rund 15 Stunden.

Natürlich ersetzt die Online-Schulung keine Fachausbildung. Doch die Quereinsteiger könnten sich auf dieser Grundlage weiterentwickeln, so die Erfahrung der Metzgerei. Zudem vereinfacht sich die Einarbeitung durch erfahrene Mitarbeiter im Betrieb, was Kosten spart.

Leitfaden: E-Learning im Betrieb richtig einsetzen

Digitale Lernangebote lassen sich via Smartphone oder Computer zwar nahezu spielerisch konsumieren. Ihr Einsatz sollte jedoch genau geplant werden. Die folgenden Stichpunkte helfen beim Erstellen Ihres digitalen Lernkonzepts.

 

1. Weiterbildungsbedarf ermitteln
Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihren Betrieb? Welche Ziele wollen Sie erreichen?
Welche Kompetenzen benötigen Ihre Mitarbeiter (und Sie als Chef), um diese Ziele zu erreichen?

2. Lernziele entwickeln
Welche Kompetenzen sollen innerhalb eines festgelegten Zeitraums erreicht werden – jeweils für die verschiedenen Zielgruppen (etwa Verkauf, Produktion, Büro, neue Mitarbeiter, Azubis etc.)?

3. Welche Lehrmethoden sollen genutzt werden?
Zum Beispiel Einzel- oder Gruppenarbeit, Austausch in Foren, Chat etc.

4. Wann und mit welchem Zeitbudget soll das Lernen erfolgen?
(z.B. arbeitsplatzintegriert, zeitunabhängig oder zu festgelegten Zeiten etc.)

5. Welches finanzielle Budget steht zur Verfügung? Welche Lernmedien sollen daraus folgend genutzt werden?

  • Niedriges Budget: zum Beispiel Nutzung kostenlos verfügbarer Inhalte (etwa kostenfreie Webtrainings, E-Books, Lehrvideos auf Videoplattformen, Podcasts usw.), Aufbau eines firmeneigenen Wikis, Austausch in Chats etc.
  • Mittleres Budget: Entwicklung eigener, betriebsspezifischer Lernmodule mit multimedial aufbereiteten Inhalten wie Quizfragen und Wissenstest zur Erfolgskontrolle sowie Nutzung kostenpflichtiger Angebote. Grundlage für eigene Online-Schulungen können zum Beispiel bereits vorhandene Handbücher, Präsentationen, Checklisten etc. sein. Für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter oder als Gedankenstütze können auch kurze Lehrvideos gedreht werden, die für Mitarbeiter etwa via QR-Code an der jeweiligen Stelle im Betrieb mit dem Smartphone abrufbar sind (z.B. Handdesinfektion, Benutzung von Schutzkleidung, Lagerorganisation, Etikettieren, Bedienung von Maschinen etc.)
  • Hohes Budget: Einrichtung und Betrieb eines eigenen EDV-gestützten Lehrmanagementsystems


6. W
elche technischen Möglichkeiten sind im Betrieb vorhanden oder müssen realisiert werden?
Zum Beispiel Mitarbeiter-Smartphones/Tablets, Computerarbeitsplätze, WLAN etc. Welche Kompatibilität müssen eingesetzte Online-Lehrmittel aufweisen (Betriebssysteme, etwa IOS oder Android bei Apps usw.)?

7. Verantwortlichen für Organisation und Durchführung des E-Learnings bestimmen
Der Weiterbildungsbeaufragte recherchiert passende E-Learning-Angebote und Inhalte und arbeitet ggf. mit Dienstleistern bei der Erstellung unternehmenseigener Schulungen zusammen. Er erstellt gemeinsam mit den Mitarbeitern Lernpläne (welcher Kollege nutzt welche Module?) und dokumentiert den Lernerfolg (Nutzung der Lernmodule durch die Mitarbeiter, Bestehen von Abschlusstests etc.) Ebenso steht er bei Fragen zu Technik oder Inhalten zur Verfügung. Es muss sichergestellt sein, dass der Verantwortliche (oder ein entsprechendes Team) genug Zeit für diese Aufgaben hat.

8. Mitarbeiter motivieren und Berührungsängste abbauen
Fördern Sie eine positive Einstellung zum digitalen Lernen am Arbeitsplatz. Am besten gehen Sie selbst und Ihre Führungskräfte mit gutem Beispiel voran. Bitten Sie Ihre Mitarbeiter um Feedback zur eingesetzten Lernmethode und schaffen Sie eine offene Atmosphäre, in der sich jeder traut, Kritik oder Verbesserungswünsche zu äußern.

9. Erfolgsmessung
Stellen Sie sicher, dass Ihr E-Learning-Angebot den gewünschten Weiterbildungserfolg bringt. Indikatoren sind etwa:

  • Quantitativ: Zugriffszahlen bei der Nutzung, Messung der aufgewendeten Lernzeit, Aktivität in Wikis oder Chats, Anzahl erfolgreich absolvierter Selbsttests/Abschlusstests.
  • Qualitativ: positives Feedback in Mitarbeitergesprächen, Nachfrage nach weiteren Angeboten/Themen.


10. 
Rechtliche Vorgaben beachten
Achten Sie insbesondere auf die Einhaltung geltender Datenschutzbestimmungen (etwa kein Einsatz privater Handys oder Tablets bei der Nutzung von WhatsApp usw.).

fleischer.training

Das vom Deutschen Fleischer-Verband und der Allgemeinen Fleischer Zeitung entwickelte E-Learning-Portal bietet praxisorientierte Fortbildung. Die Themen der kostenfreien Tutorials reichen von Warenkunde, Herstellungsmethoden, Verkaufstipps und Marketingstrategien bis zur Folgebelehrung
nach dem Infektionsschutzgesetz.

www.fleischer.training

E-Learning Hygiene

Die für Fleischereien gesetzlich vorgeschriebene Hygieneschulung sowie die Folgebelehrung nach dem Infektionsschutzgesetz ist auch als E-Learning-Angebot verfügbar. Zum Beispiel hier: App „Fit in Hygiene“ (Download im Apple App Store, Google Play Store)

www.hygiene-netzwerk.de/akademie
www.hygieneschulung24.de

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