Mehrumsatz dank Onlineshop

Mit einem Webshop können sich Metzgereien ein zweites Standbein schaffen. Was sie dabei beachten sollten.

Wer bei Google nach Begriffen wie „Grillfleisch“ oder „Dry Aged Beef“ sucht, findet auf der Startseite garantiert das Angebot einer Metzgerei, die ihre Spezialitäten im eigenen Onlineshop an Kunden in ganz Deutschland verkauft. Webshops boomen und das Absatzpotenzial ist groß. Laut Digitalverband Bitkom kaufen 55 Millionen Bundesbürger bereits online ein. Erfolg im Netz verspricht für das Metzgerhandwerk vor allem der Verkauf von Spezialitäten. So suchen Konsumenten online etwa nach Steaks oder besonderen Zuschnitten. Auch Biofleisch, Produkte ohne Zusatzstoffe, Salami- und Schinkenspezialitäten oder regionale Wurstprodukte werden im Netz gekauft.

Das Besondere bieten

„Zum einen gibt es immer weniger Metzger vor Ort, zum anderen hat sich das Kaufverhalten der Leute geändert. Fleisch im Internet zu kaufen ist nichts Außergewöhnliches mehr“, sagt Dirk Ludwig, Metzgermeister aus dem hessischen Schlüchtern, der seit 2013 als „Der Ludwig“ im Netz verkauft. Der Onlinekauf fokussiere sich jedoch auf Spezialitäten. Bei Ludwig sind es Steaks. „Oft wünschen sich Kunden spezielle Cuts, die der lokale Metzger nicht anbietet oder gar nicht kennt.“ Bestseller sind bei Ludwig jedoch Burger-Pattys und Spare Ribs. Gerade der Trend zum Onlinekauf von Edelfleisch zeigt aber auch die Grenzen des neuen Geschäftsmodells. „Die Kollegen konkurrieren im Netz deutschlandweit miteinander“, sagt Stefan Bless, kreativer Online-Metzger mit Maultaschen-Konfigurator „Stuggi“ aus Stuttgart-Möhringen. Hohe Qualität böten die meisten, am Ende entscheide der Kunde nach Preis oder Schnelligkeit der Lieferung. „Umgehen lässt sich das nur, wenn man sich auf das spezialisiert, was man besonders gut kann“, rät Bless, der mit „Stuggi“ seit 2013 online erfolgreich ist. Wer ein solches Alleinstellungsmerkmal biete, könne auch die „normalen“ Produkte erfolgreich verkaufen, hat Bless beobachtet. Denn auch online suchten die meisten Kunden weniger das Exotische als verlässlich guten Geschmack und Qualität. So seien in seinem Shop immer noch die klassischen Maultaschen der Renner. Voraussetzung für das Webgeschäft ist ein geeignetes Shopsystem. Mit Kauf-, Miet- oder Open-Source-Shops stehen dabei grundsätzlich drei Möglichkeiten zur Auswahl. Entscheidungskriterien sollten unter anderem sein: Welcher Funktionsumfang wird benötigt? Wie viel Zeit können Chef und Mitarbeiter für die individuelle Anpassung und Shoppflege investieren? Gelingt eine individuelle, professionelle Darstellung von Produkten und Betrieb?

Personal einplanen

Auch rechtliche Vorgaben sind zu beachten. Neben einem Impressum müssen etwa auch Allgemeine Geschäftsbedingungen, Informationen zum Widerruf sowie eine Datenschutzerklärung vorhanden sein. Zudem müssen der Bestellprozess transparent gestaltet sein und dem Kunden alle kaufrelevanten Informationen zur Verfügung gestellt werden. Zeit und Mühe spart, wer hier mit einem professionellen Dienstleister zusammenarbeitet. Etwa web4business, einem auf kleine Unternehmen spezialisierten Anbieter für die Erstellung von Webangeboten, der zusammen mit dem Deutschen Fleischer-Verband ein besonderes Paket für handwerkliche Fleischer entwickelt hat. Das Webgeschäft läuft zudem nicht von allein. Für die Arbeit hinter den Kulissen beschäftigt zum Beispiel Dirk Ludwig ein fünfköpfiges Team, das sich nur um den Onlineshop kümmert: einen Fotografen, eine Mitarbeiterin für E-Commerce, einen Food-Manager und zwei Packer. Auch Stefan Bless setzt zwei Mini-Jobber eigens für das Webgeschäft ein, zudem schaltet er je nach Auftragslage weiteres Personal aus der Familienmetzgerei für die Produktion der Maultaschen zu.

Kühlung sicherstellen

Die größte Herausforderung ist jedoch der Versand der Lebensmittel, der eine durchgängige Kühlung garantieren muss. Hier nutzen die Online-Metzger in der Regel Thermoverpackungen mit Kühlelementen, welche die Ware ohne Qualitäts- und Frischeverlust zum Kunden bringen. Das kann allerdings auch mal schiefgehen. Dann gilt: Wer auf Reklamationen nicht kundenfreundlich und ohne Verzug reagiert, hat schnell ein schlechtes Image. Wer als Fleischer den Aufwand nicht scheut, kann sich mit einem Online-Shop ein lukratives zweites Standbein schaffen und darüber den Umsatz deutlich steigern. Maultaschenexperte Stefan Bless beobachtet sogar positive Effekte für den stationären Verkauf: Kunden, die zum Abholen bestellter Produkte in die Metzgerei kommen, nehmen vor Ort auch noch Fleisch oder Wurst mit.

© vege / fotolia

Erfolg mit Onlineshop: Tipps für Einsteiger

Wer seine Produkte im Internet verkaufen möchte, sollte von Anfang an eine schlüssige Online-Strategie entwickeln: Beginnend von der Wahl des Shopsystems über die Auswahl der Produkte und Gestaltung des Shops bis hin zum Marketing. Die folgenden Tipps helfen beim Einstieg.

 

1.  Auswahl eines Shopsystems

Vorab sollten Sie sich unter anderem folgende Fragen stellen:

  • Welche Produkte und wie viele Artikel insgesamt wollen Sie im Netz anbieten?
  • Wollen Sie nur in Deutschland oder auch im Ausland verkaufen?
  • Welche Zahlungsmittel wollen Sie anbieten?
  • Ist Ihre vorhandene EDV für den Internethandel geeignet (zum Beispiel Vorhandensein elektronischer Warenwirtschaft, CRM usw.)?
  • Wie viel eigenes technisches Wissen, Programmierkenntnisse, Erfahrung mit Hosting-Anbietern etc. bringen Sie mit?

Generell gibt es drei Möglichkeiten:

Kaufsysteme: Bieten einen schnellen Einstieg in den E-Commerce. Programmierkenntnisse sind in der Regel nicht erforderlich. Vielfältige Funktionen und einfaches Anpassen an Firmenfarben etc. sind möglich, individuelle Anpassungen, die über die normale Konfiguration hinausgehen, sind oft nur bedingt möglich und bedürfen meist der Hilfe eines professionellen Dienstleisters.

Mietsysteme: Vom Umfang ähnlich wie Kaufsysteme. Um Hosting, Wartung und Update der Software kümmert sich der Dienstleister. Individualisierungen oder Schnittstellen zur Einbindung in die eigene EDV sind meist schwierig oder unmöglich.

Open-Source-Systeme: Sind kostenfrei und bieten viel Spielraum für individuelle Anpassungen und Erweiterungen. Für die Programmierung oder Einbindung von Datenbanken ist in der Regel umfangreiches technisches Know-How oder der Einsatz eines Dienstleisters erforderlich.

 

2. Wie Sie Ihren Onlineshop gestalten

Darauf sollten Sie unter anderem achten:

  • einfache Navigation durch die Seiten
  • Transparenz hinsichtlich Preis, Bestellprozess sowie Liefer- und Zahlungsbedingungen (inklusive besonderer Information zum Versand gekühlter Ware)
  • durchgängige Erkennbarkeit der Corporate Identity (z.B. Firmenfarben, Logo usw.)
  • professionelle Darstellung der Produkte, insbesondere der Produktbilder
  • einfache Kontaktmöglichkeiten für Kunden
  • vertrauensbildende Instrumente wie Gütesiegel oder Kundenbewertungen auf der Startseite
  • Rechtsfragen: Hier gibt es viele Fallstricke. Informieren Sie sich ausführlich oder lassen Sie sich beraten, um Abmahnungen zu vermeiden. Obligatorisch ist die Angabe von Impressum, Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Widerrufsrecht sowie Datenschutzerklärung. Auch die Verwendung von Produkt- und Markennamen, Bildern oder Texten muss rechtskonform sein.

 

3. Wie Sie Ihren Shop bekannt machen

Suchmaschinen-Optimierung: Moderne Shopsysteme sind in der Regel so eingerichtet, dass sie von Suchmaschinen gut gefunden werden. Trotzdem lohnen sich Optimierungen, etwa das Anlegen von Meta-Descriptions und Meta-Tags. Auch häufig wechselnde, einzigartige Inhalte, eingebundene Videos oder die Verlinkung Ihres Shops auf Partnerseiten werden von Suchmaschinen „belohnt“.

Kostenpflichtige Anzeigen in Suchmaschinen, etwa Adwords auf Google, verbessern Ihr Ranking und locken potenzielle Kunden.

Soziale Medien: Verweisen Sie auf Ihren Shop und neue Angebote in Ihren Social-Media-Kanälen, wie Facebook, Google+ oder Instagram.

Offline-Werbung: Kommunizieren Sie die Adresse des Onlineshops auf allen Werbemitteln Ihres Betriebs, etwa Fahrzeugbeschriftungen, Visitenkarten, Flyer, Zeitungsanzeigen oder Handzettelwerbung.

Lesen Sie mehr im Gilde Magazin Ausgabe 02/2018 (Erscheinungstermin 01.08.2018). Jetzt auch als ePaper unter www.gilde-magazin.de

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