Nachhaltige(re) Verpackungen: Bereitschaft, mehr zu bezahlen
Halle/Saale. Verbraucher sind bereit, mehr Geld für Lebensmittelverpackungen zu bezahlen, die sie selbst als nachhaltig empfinden. Einer neuen Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) zufolge sind bei Obst und Gemüse sogar unverpackte Lebensmittel am beliebtesten, gefolgt von Papierverpackungen und solchen aus Recyclingplastik. Konventionelle Kunststoffe und sogenanntes Bioplastik schneiden dagegen schlecht ab.
In der Untersuchung zeigte sich zudem, dass die Wahrnehmung der Befragten nicht mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema übereinstimmen muss. Problematisch ist dabei vor allem, dass es bisher keinen generellen Konsens darüber gibt, welches Verpackungsmaterial tatsächlich nachhaltig ist. Hier sehen die Forscher die Wissenschaft und die Politik in der Verantwortung, Klarheit zu schaffen.
Bioplastik schnitt in der Erhebung besonders schlecht ab, obwohl frühere Studien das Gegenteil zeigten. Die Befragten gaben an, zu wenig über das Material und seine Eigenschaften zu wissen. „Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass hinter dem Begriff Bioplastik eher ein Produkt vermutet wird, das für die Umwelt genauso schlecht ist wie konventionelles Plastik“, so Wirtschaftswissenschaftler Christoph Herrmann.
Die Ergebnisse liefern aus Sicht der Forscher für den Einzelhandel wichtige Ansatzpunkte: „Bislang gingen viele Unternehmen davon aus, dass ihre Kundschaft nicht dazu bereit ist, mehr Geld für nachhaltigere Verpackungen zu zahlen. Das können wir zunächst einmal nicht bestätigen. Vielmehr sehen wir: Die Unzufriedenheit mit Plastikverpackungen ist enorm, darin steckt ein großes Potenzial“, kommentiert Wirtschaftswissenschaftler Sebastian Rhein.
Text: Axel Stefan Sonntag