Marktforscher belegen: Auch in der kälteren Jahreszeit begeistern sich die Verbraucher dafür, ihre Grills anzufeuern. Wir sagen, was im Winter anders läuft als im Sommer – und geben Tipps, ein Winter-BBQ erfolgreich zu vermarkten.

Die dritte Grillstudie, die das renommierte Marktforschungsinstitut NielsenIQ im April veröffentlichte, lässt mit einigen Überraschungen aufwarten: „Die Konsumenten grillen vermehrt wetterunabhängig”, kommentiert Geschäftsführer Fred Hogen ein zentrales Ergebnis. Konkret stellt er fest, dass sich immer mehr Haushalte im Herbst und Winter für den Rost begeistern. Freilich grillen die meisten Bundesbürger im Sommer (74 Prozent). Doch in der repräsentativen Analyse, in der Mehrfachnennungen möglich waren, gaben bereits 45 Prozent der Befragten an, im Herbst das Feuer anzumachen (plus drei Prozent gegenüber 2019). Rein auf den Winter fokussiert, sagen immer noch 17 Prozent der Bürger, auch bei Kälte den Grill anzufeuern. Dieser Wert legte gegenüber 2019 ebenfalls zu – um vier Prozent. 

Deutsche investieren in Grillgeräte 

Eine Unmöglichkeit, bei kaltem Wetter zu grillen, sehen die Deutschen also beileibe nicht. Zumal sie – auch eine Folge der Pandemie – ihr Equipment deutlich aufrüsteten: Im vergangenen Jahr legte laut Mafowerk-Grillstudie mehr als jeder vierte Konsument (26 Prozent) 600 Euro und mehr für seinen neuen Gasgrill auf den Tisch. 2017 waren es erst 15 Prozent der Befragten. Die teuren Anschaffungen wollen also genutzt werden, zumal noch ein weiteres Großevent dazu einlädt: Die Fußballweltmeisterschaft, die 2022 erstmals in den Wintermonaten stattfindet.  

WM als neuer Treiber 

Die Vorzeichen stehen also gut. Das bestätigt Patrick Völker, ZENTRAG-Abteilungsleiter Fleisch, Wild und Geflügel: „Auch bei unseren regionalen Genossenschaften fragen Kunden immer wieder nach Grillfleisch für den Winter. Die WM dürfte weitere Impulse geben.“ Neben Bratwurst und Steak bietet sich gerade jetzt an, Saisonales zu vermarkten. „Wild ist immer noch ein Nischenprodukt“, wirbt Völker dafür, Neues auszuprobieren. Doch weil sich viele Menschen nicht an Wild herantrauen, ist es hier entscheidend, im Verkaufsgespräch zu überzeugen. „Die Thekenkraft sollte über Zubereitungsarten, Garverhalten, Marinaden und Saucen Bescheid wissen“, so der Fleischexperte. Denn Verbraucher wollen sich auf Augenhöhe beraten lassen. Schließlich ist ein gewisses Basiswissen aufgrund der inflationären Kochshows vorhanden. „Der Kunde ist heutzutage nicht nur König, sondern auch Kundiger“, weiß Völker.  

Wild auf den Grill 

Metzgermeister und Partyservice-Inhaber Stefan Gawehn aus dem niedersächsischen Gnarrenburg empfiehlt bei Hirsch, Reh und Wildschwein hochwertig zugeschnittene Stücke vom Rücken. Ebenfalls bei den Kunden beliebt seien Wildburger, etwa aus Hack vom Wildschwein aus Schulter oder Keule. Es könne ebenso gemischt, zum Beispiel 50 Prozent Reh und 50 Prozent Wildschwein, sein.  

Für das Verkaufsgespräch nützlich ist es, die Besonderheiten des Wintergrillens zu kennen. „Wichtig ist, dass das Gerät die Hitze hält. Beim Gasgrill braucht es eine höhere Temperatur, beim Holzkohlengrill mehr Kohle“, weiß Gawehn. Entscheidend sei der Spagat zwischen Temperatur und Garzeit – erst recht bei Wild: „Es wird aufgrund des geringen Fettanteils schneller trocken.“ Um Wind und Wetter im wahrsten Sinne des Wortes vom Grillgut abzuschirmen, empfehlen sich geschlossene Geräte. „Ebenfalls lohnt es sich, ein vernünftiges Thermometer anzuschaffen, um immer perfektes Grillgut zu haben. Das ist wirklich entscheidend“, rät Gawehn. 

 

Text: Axel Stefan Sonntag
Mitarbeit: Michi Jo Standl 

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