Kühlen, räuchern, kuttern, erhitzen: In Metzgereien ist der Strom-, Öl- und Gasverbrauch enorm. Nie war es so wichtig wie jetzt, den Betrieb auf Energieeffizienz zu trimmen. Wir nennen Ansätze in Produktion, Verkauf und Verwaltung, die Kosten zu senken.
Wenn sich rund 80 Teilnehmer zu einer Videokonferenz einklinken, ist klar: Hier geht es um etwas, was viele interessiert. Tatsächlich stach das von der Handwerkskammer für Ostthüringen im Rahmen der Seminarreihe der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz veranstaltete Webinar „Energiesparen für Fleischereien“ (Aufzeichnung bei Youtube: https://bit.ly/3Z0lrDX) in ein Wespennest. Denn die hohen Energiekosten zeigen sich als massive Belastung für das energieintensive Fleischerhandwerk.
Tool zum Energiecheck
Die guten Nachrichten: Die Politik setzte die Energiepreisbremsen sogar früher in Kraft, als ihr die Experten ursprünglich empfahlen. Gerade für den Mittelstand sollen viele Fördermöglichkeiten helfen, den eigenen Betrieb auf Energieeffizienz zu trimmen. „Aber natürlich setzt dies erst einmal voraus zu wissen, wie viel Energie die Fleischer in welchen Bereichen verbrauchen“, so Kirstin Sangmeister, Beauftragte für Innovation und Technologie von der Handwerkskammer für Ostthüringen. Sie empfiehlt hierfür zum Beispiel das E-Tool (www.energie-tool.de). Das kostenfreie Onlineprogramm hilft, die eigenen Energiekosten zu analysieren und setzt diese in Relation zum Durchschnittsverbrauch der Branche.
Viele Fördermöglichkeiten
Ein im Tool enthaltener Betriebsentwicklungsfahrplan hilft, konkrete Schritte zur Energieeffizienz abzuleiten und zu überwachen. Selbst die Verbindung zu maßgeschneiderten Fördermitteln ist inklusive. „Für die Metzgereien, die in Energieeffizienz investieren wollen, sind die Hilfen vielfältig“, sagt Adrian Burghardt, Leiter Betriebs- und Existenzgründungsberatung bei der Handwerkskammer Rhein-Main. Bundesweit gebe es rund 4.000 verschiedene Förderungen. „Jetzt wäre die Zeit, einen in die Jahre gekommenen Kutter zu ersetzen. Wenn das neue Gerät einen bestimmten Prozentsatz an Energie einspart, gibt es staatliche Unterstützung. Besonders sinnvoll ist die Umstellung der Lichttechnik auf LED, hier sind prozentual deutlich zweistellige Zuschüsse möglich“, rät Burghardt. Das scheint sich inzwischen bei einigen Metzgern herumgesprochen zu haben. Bernward Hahs-Lässig, Verkaufsleiter beim Lichthersteller Itab, berichtet von deutlich gestiegenen Anfragen.
Wenig Aufwand, viel Ertrag
Der Aufwand vor Ort, die Technik zu wechseln, sei überschaubar: „Über die ZENTRAG-Partner sind diverse LED-Produkte, die Betriebe als Ersatz ohne zusätzliche Maler- und Trockenbauarbeiten in die bestehenden Ausschnitte der Decke einsetzen oder auf vorhandene Stromschienen montieren können, verfügbar.“ Weiterhin gebe es Ersatz für die in Tresen und Decken verbauten Leuchtstoffröhren. „Im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit der ZENTRAG-Gruppe erfolgt grundsätzlich eine Beratung vor Ort mitsamt der in Frage kommenden, konkreten Förderungsmöglichkeiten“, lautet sein Angebot für deutsche und österreichische Metzgereien.
Den Betrieb optimieren
Parallel dazu empfiehlt es sich, selbst aktiv zu werden. Dabei helfen oft schon kleine Maßnahmen, die eigenen Strom- und Heizkosten zu reduzieren. KBS Gastrotechnik weiß um viele Stellschrauben in Produktion und Verkauf. Die Webseite des Herstellers hat zudem einen Verbrauchsrechner inkludiert, der auch langfristig die Energiekosten eines bestimmten Gerätes berechnet und optional mit dem derzeit vorhandenen vergleicht. Nordcap bietet Fleischereien an, Schnellabkühler und Regenerationsöfen kostenfrei zu testen. Darüber hinaus sei es gerade in der heutigen Zeit wichtig, Arbeitsprozesse und Geräte energieeffizient zu gestalten, teilt der Kühltechnikhersteller mit. So reiche es in vielen Fällen aus, für die Regeneration vorproduzierter Speisen einen Regenerationsofen zu benutzen – anstelle eines Kombidämpfers.
Text: Axel Stefan Sonntag