ZENTRAG-Verbund: Solide Basis und erfolgreiche Krisenpolitik

Frankfurt. – Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr, Zielsetzungen und Bilanzerwartungen zum aktuellen Unternehmensgeschehen, Berichte, Trends und Neuheiten aus den Fachabteilungen, aktuelle Einblicke in den „Marktplatz der Ideen“ von Lieferanten und neue Marketingschwerpunkte – dies waren und sind u.a. die zentralen Kernpunkte der „Nationalen Gruppentagung“, die die ZENTRAG eG (Zentralgenossenschaft des europäischen Fleischergewerbes) als themen- und gruppenübergreifende Auftaktveranstaltung traditionell immer Ende Februar/Anfang März veranstaltet. Der zweitägige „Mini-Kongress“ – als zentrales Informations- und Dialogforum des genossenschaftlichen Verbundes – schafft einen gemeinsamen Rundum- und Überblick, setzt programmatische Schwerpunkte und perspektivische Ausrufezeichen. Faktisch, statistisch, aber gerade auch im Fokus auf übergeordnete Themen, Trends und Veränderungen, konkret in Bezug auf den Markt des Fleischerhandwerks und seines Großhandelsverbundes, weiträumiger gefasst  im Fokus auf angegliederte Märkte etwa in den Bereichen Großverbrauch, Gastronomie, Bäckerhandwerk und Lebensmitteleinzelhandel.  Nah an den Themen, direkt und präsent, bisher natürlich immer als Präsenztermin, Coronabedingt jetzt auch als eine rund dreistündige Videokonferenz unter dem Motto “Chancen aus der Krise“, die das analoge Format ohne Distanzverluste spannend und abwechslungsreich in die digitale Alternative übertrug.

Durchwachsenes Gesamtbild – Gute Krisenarbeit im Verbund – Solide Substanz

Anton Wahl, ZENTRAG-Vorstandssprecher, zeichnete ein durchwachsenes Gesamtbild im Rückblick auf das vergangene Corona-Jahr: „Natürlich gab es auch in unserem Geschäftsbereich deutliche Bremsspuren – gerade in den Mitglieder- und Unternehmenskategorien, die eng mit den Gastronomie/Hotellerie- und GV-Bereichen verknüpft sind. Hier droht zudem, dass auch ganze Geschäftsmodelle vor dem Aus stehen. Bisher sind wir allerdings gut durch die Krise gekommen. Gründe dafür sind, dass wir bisher, also schon vor dem Corona-Ausnahmezustand, weitsichtig gewirtschaftet haben, entsprechend über eine solide Substanz verfügen und zudem auch die Funktionalität unseres Verbundes – trotz der erheblichen Probleme – nicht nur aufrechterhalten, sondern sogar noch optimieren konnten. Unser Netzwerk ist im letzten Jahr noch engmaschiger geworden – gerade in Hinsicht auf die konkreten, individuellen Problemsituationen und unsere gemeinsamen Lösungsstrategien dazu, die wesentlich auch durch unsere regelmäßigen „Krisenstab“-Videokonferenzen gewährleistet wurden.“

Fleischerhandwerk: Gute Ertragslage, aber auch erhebliche Spreizungen im Plus und Minus

Martin Fuchs, Geschäftsführer des Deutschen Fleischer-Verbandes, kam in Bezug auf die Corona-Aufgaben und –Folgen, die das deutsche Fleischerhandwerk betrafen und betreffen, zu einer gleichlautenden Beurteilung der wirtschaftlichen Lage: „Grundsätzlich können wir ein solides Gesamtbild mit einer guten Ertragslage bestätigen, das allerdings auch von einer deutlichen Spreizung geprägt ist. Zwei Drittel unserer Mitgliedsbetriebe haben und mussten keine Corona-Hilfen in Anspruch nehmen. Von vorübergehenden Betriebsschließungen aufgrund der Quarantäne-Verordnungen waren nur 7 bis 8 Prozent betroffen. Kurzarbeitergeld beantragten nur etwa 20 Prozent. Die Thekenumsätze sind 2020 im Durchschnitt um 20 Prozent gestiegen. Demgegenüber stehen allerdings auch verheerende Ausfälle vor allem bei solchen Betrieben, die etwa auch noch Partyservice anbieten. Hier lag der Rückgang bei etwa 65 Prozent.“

Kernfakten zum deutschen Fleischerhandwerk im letzten Jahr

Das deutsche Fleischerhandwerk kam 2020 auf einen Gesamtumsatz von 17,8 Mrd. Euro (ein Plus von 2,9 Prozent zum Vorjahr). Die Anzahl der Fleischer-Fachgeschäfte sank um 480 auf insgesamt 11.191, die Beschäftigtenzahl blieb mit 133.400 in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch sank um 1,1 kg auf 58,5 kg.

Geschäftliche Entwicklung der ZENTRAG 2020

Bilanzierender Rückblick: Vorstandsprecher Wahl skizzierte die Kernzahlen des Geschäftsjahres 2020, die die Außenumsätze der Mitglieder und der ZENTRAG-Zentrale betrafen. Die Außenumsätze der Mitglieder sanken von 870,1 Mio. Euro (2019) auf 823,7 Mio. Euro (minus 5,3 Prozent). Die ZENTRAG-Umsätze verzeichneten ein Minus von 4,4 Prozent – von 285,6 Mio. Euro (2019) auf 273,1 Mio. Euro (2020).

Wesentlich, so Wahl, ginge es aber – gerade aufgrund der Erkenntnisse aus dem letzten Corona-Jahr – auch um eine programmatische Zukunftsperspektive des Verbundes: „Corona war und ist auch ein Beschleuniger von Megatrends, die etwa die Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit/Bio-Produkte, Regionalität und Arbeitswelt betreffen. Massive Veränderungen, die wir für uns positiv gestalten müssen. Gerade die Trends Regionalität, Tierwohl und hohe Fleischqualitäten sind dabei Pluspunkte für unsere Branche. Zudem müssen wir auch über Ergänzungen und Alternativen bei unseren Sortimenten nachdenken – etwa in Angeboten als Dreiklang aus Fleisch, veganem Fleischersatz und Zuchtfleisch.“ Bedeutsam sei vor allem auch eine optimierte Attraktivität in der Arbeitsplatzgestaltung, Mitarbeiter*innenakquise und Nachwuchsförderung: „Die Arbeitswelt – unter dem Stichwort `New Work` – verändert sich rasant und damit auch die Bedürfnisse und Vorstellungen der Mitarbeiter*innen in unserer Branche. Bisherige Muster und Bedingungen werden kaum ausreichen, auch noch demnächst als attraktive, zeitgemäße Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Gefragt ist auch für uns ein neues Leitbild, das die Komponenten Sinnfähigkeit, Flexibilität, Sicherheit, Zugehörigkeit und Kompetenzerleben noch stärker betont und dazu auch neue Modelle entwickelt.“

 

Gastvortrag der Unternehmensberaterin Barbara Liebermeister: „Die Kunst der Kommunikation im digitalen Zeitalter“

Neue Sensibilität und Empathie gegen die digitale Isolation

Die Corona-Krise als Chance begreifen, eben auch als Impuls zu einer positiven Trendwende und Weiterentwicklung. Diese Aufforderung durchzog ebenfalls den Vortrag der Wirtschaftswissenschaftlerin und Unternehmensberaterin Barbara Liebermeister. Sie diagnostizierte vor allem aus psychologischer Sicht die Defizite einer rein digitalen Kommunikation, die unter Corona-Bedingungen fast Standard geworden sei: „So sinnvoll auch Videokonferenzen zurzeit sein mögen, so anstrengend und unpersönlich sind sie aber auch. Unter anderem fehlen dabei die direkte Gestik, wesentliche Signale in der Interaktion und sonst übliche Beziehungserlebnisse. Entsprechend nehmen Emotions- und Wohlfühlhormone ab, die normalerweise die Aufmerksamkeit, den Austausch und den Dialog wachhalten. Eine negative Begleiterscheinung davon ist: Die Konzentration nimmt ab, wir ermüden, das Zwischenmenschliche bleibt auf der Strecke.“ Grundsätzlich und gerade in Zeiten der Corona-Distanz empfiehlt sie als Gegenreaktion zur digitalen Isolation: „Die Zukunft gehört nicht der Digitalität. Wir sind keine digitalen Wesen, sondern nur Neandertaler mit Smartphones. Gerade jetzt und zukünftig braucht es in der persönlichen Kommunikation eine Stärkung an Sensibilität, Respekt, Vertrauen und Empathie. Eben auch Gespräche auf Augenhöhe, die wieder das zurückholen, was uns mit dem alleinigen Aufklappen des Rechners und seinen Folgen verloren gegangen ist. Eben deutlich mehr Emotion und Aufmerksamkeit für- und miteinander.

Ausblick 2021

Die Schwerpunkte des ZENTRAG-Aktionsplanes 2021 liegen im Bereich der Fachabteilungen weiterhin im Ausbau des GILDE-Markenportfolios und des fd-Sortimentes  im Preiseinstiegssegment.  Dies vor allem auch unter Nachhaltigkeitsaspekten – u.a. etwa mit dem „Gilde-landfrisch!“-Programm, das unter dem Anspruch „Vertrauen, Herkunft, Qualität“ regionales Frischgeflügel von zertifizieren Erzeugergemeinschaften mit landwirtschaftlichen Familienbetrieben anbietet, sowie mit alternativen Verpackungssortimenten, die 100prozentig recycelbar sind. Topthemen und –Termine bei den Vermarktungsmaßnahmen der ZENTRAG sind in diesem Jahr u.a.: die ZENTRAG-Aktionsbörse, die virtuelle Frühlingsmesse mit der TIFA eG und der AFMO eG am 23. April sowie die SÜFFA im September.

ZENTRAG-Pressestelle
Martin Heinen
Mobil +49 172 160 1962
E-Mail: m.heinen@pr-heinen.de
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