Ein Drive-in für Backwaren, veganes Toastbrot und zufriedene Mitarbeiter: Bäckermeisterin Celestina Brandt weiß, wie das Genuss-Handwerk eine Zukunft hat. Auch auf dem flachen Land. Den vollständigen Artikel lesen Sie im neuen GILDE GENUSS-HANDWERK – welches am 1. März erscheint.

1.038 Kilometer. So weit ist der Hin- und Rückweg zwischen dem thüringischen Buttstädt und der Sauerteigbibliothek im belgischen St. Vith. Celestina Brandt war der Trip wichtig. Sie nahm die Einladung des Kurators, der mehr als 100 Sauerteigbakterien für die Nachwelt aufbewahrt, gerne an. Allein dies sagt viel aus über die Bäckermeisterin und Konditorin, die wirklich alles, was mit ihrem und dem Handwerk insgesamt zu tun hat, aufsaugt wie ein Schwamm.

© Martin Jehnichen

Die Leute wachrütteln

Die Unternehmerin, gleichzeitig Landesinnungsmeisterin, wirbt für mehr Mut und Offensivität im Handwerk. „Warum sollen Backinnovationen nur in der Großstadt funktionieren? Warum soll ich die schwarze Farbe rausholen und jammern? Und wieso verkaufen so viele Metzger guten Fleischkäse in einem miserablen Brötchen?“, redet die 48-Jährige Klartext.

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Zertifizierte Sommelière

Schub gab der Unternehmerin die Qualifikation zur Brotsommelière an der Akademie Deutsches Bäcker-handwerk in Weinheim, absolviert mitten in der Pandemie. Direktor Bernd Kütscher, zugleich ihr Mentor, spornte sie an, den damaligen „Corona-Renner“ Toastbrot anzugehen. Weil Brandt das aber als zertifizierte Ernährungsberaterin zu einfach war, überlegte sie, womit sich ihr Toast von der Massenware der Supermärkte abgrenzen könnte. Heraus kam der „Abendfrieden“ mit „beruhigender Wirkung“: Haferflocken quellen in einem Kamillensud und zugesetzter Koriander soll dem Magen-Darm-Trakt Gutes tun.

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Vorbild in Digitalisierung

Was die Unternehmerin, die 2023 „Bäckerin des Jahres“ wurde, umtreibt, ist das Thema Mitarbeiterführung. „Empathisch zu sein, ist für Frauen einfacher. Männer können das aber lernen.“ Öfter mal die gute Arbeit eines Mitarbeiters anzuerkennen, ihm auf die Schulter zu klopfen – das sei für sie selbstverständlich. Und sich ins Gegenüber reinzuversetzen. „Manch einer mag vielleicht die große Bühne vor versammelter Mannschaft gar nicht. Ein unter vier Augen gesagtes ,Danke‘ kann da viel wertschätzender sein.“ Wobei es die große Bühne dann doch für alle gab: Ende vergangenen Jahres rollte sie sprichwörtlich den roten Teppich aus („gekostet hat der mich 50 Euro“) und empfang auf diesem „Laufsteg“ ihre gesamte Belegschaft bei Sekt und Kerzenschein. Sie wollte sich am Jahresende einfach mal bedanken.

Text: Axel Stefan Sonntag

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