Gesucht und gefunden

In der Krise wird der Ausbildungsmarkt noch stärker zum Kandidatenmarkt: Azubis suchen heute die Betriebe aus, nicht umgekehrt. Wer sich Nachwuchs sichern will, muss den Beruf attraktiv präsentieren und Karrierechancen bieten.

Für Ausbildungsexpertin Felicia Ullrich steht fest: „In diesem Jahr wird es besonders eng“, so die Geschäftsführerin von u-form Testsysteme, Initiator der aktuellen Studie Recruiting Trends 2020. „Durch die Krise erhalten rund die Hälfte der Ausbildungsbetriebe wesentlich weniger Bewerbungen.“ „Unternehmen sollten noch genauer auf den Informationsbedarf der Zielgruppe achten“, empfiehlt Ullrich. Was Jugendliche bei der Berufswahl interessiert, zeigen die Recruiting Trends deutlich: „Stellenanzeigen für Azubis sollten sich stärker mit den Aufgaben und dem Ausbildungsberuf beschäftigen.“ Auch der gute Ruf als Ausbildungsbetrieb oder Übernahmechancen spielten eine große Rolle.

Positives herausstellen

„Die Azubis von heute kennen ihren Marktwert, sie erwarten, dass sie von Unternehmen gut behandelt werden“, sagt Felicia Ullrich. Das heißt aber auch: „Betriebe mit Schichtarbeit oder körperlich schwerer Tätigkeit müssen sich in anderen Bereichen mehr anstrengen.“ Wer etwa Karrieremöglichkeiten, ein familiäres Betriebsklima und spannende Tätigkeiten herausstellt und dies dann auch entsprechend umsetzt, kann meist auch weniger beliebte Aspekte wettmachen. Besonders wichtig ist die Präsentation der Betriebe auf der eigenen Homepage und in Online-Lehrstellenbörsen.
Der beliebteste Weg, einen Ausbildungsplatz zu finden, sei die Google-Suche im Umkreis des Wohnorts, so die Recruiting Trends.
In Social Media unterwegs zu sein – etwa auf Facebook, Instagram, Youtube oder dem Kurzvideo-Kanal TikTok – kann jedoch nicht schaden: „Die meisten Jugendlichen suchen zwar nicht aktiv nach Ausbildungsplätzen auf Social Media. Allerdings halten sie sich dort durchaus auf und sind grundsätzlich für Werbung erreichbar“, so die Recruiting Trends.Weil neben Tipps von Eltern und Lehrern insbesondere Infos von Gleichaltrigen die Berufswahl beeinflussen, sind bereits im Betrieb tätige Azubis oft die besten Botschafter. Empfehlenswert sind etwa Videos, die zeigen, woran Auszubildende im Unternehmen arbeiten und wie abwechslungsreich ihr Berufsalltag ist.

Persönlicher Kontakt

Fleischerbetriebe können zudem auf die Aktionen der Nationalmannschaft des Fleischerhandwerks verlinken, die mit aktuell 25 Nachwuchskräften bei öffentlichen Events und im Netz kräftig die Werbetrommel rührt (etwa #stolzaufmeinenberuf auf Instagram). Den größten Erfolg bringt aber oft der persönliche Kontakt, weiß etwa Matthias Arnold von der Privatfleischerei Arnold im südbrandenburgischen Kraupa. Um den Beruf bekannt zu machen, präsentiert sich die Fleischerei regelmäßig auf Ausbildungsmessen und in Schulen. Immer mit dabei sind Azubis, die mit Häppchen und kalten Platten
Interesse wecken sollen. Mit pfiffigen Ideen zur Nachwuchssicherung lassen sich zudem Fördergelder von insgesamt 6.000 Euro gewinnen: Der Wettbewerb „Fit für Azubis“ der Gilde Stiftung sucht aktuell die besten Initiativen zur Nachwuchs- gewinnung und -förderung. Bewerbungsschluss ist der 15. September 2020.

Mehr unter www.gildestiftung.de/fit-fuer-azubis/

print