Aktuelle Ernährungsstudie: Sehnsucht nach Unbeschwertheit
Frankfurt. Das Verhältnis der Menschen zum Thema Ernährung ist deutlich angespannter geworden, die Ansprüche an sich selbst sind gestiegen und gleichzeitig ist die Zufriedenheit gesunken: Das sind die zentralen Ergebnisse der repräsentativen Nestlé-Studie „So is(s)t Deutschland 2024“, die das Marktforschungsinstitut Rheingold erhob.
Unzufrieden mit der eigenen Ernährung
Demnach ist „essen“ längst nicht mehr nur Nahrungsaufnahme, sondern Gegenstand vieler Erwartungen, Glaubenssätze und Überzeugungen geworden. So gibt mehr als jeder Zweite (53%) an, sich viel mit der eigenen Ernährung zu beschäftigen (2018 waren es noch 37%). Dabei entsteht jedoch für viele Verbraucher Frust: Mit mindestens einem Aspekt der eigenen Ernährung sind 89% der Befragten unzufrieden. Nur noch die Hälfte ist zufrieden oder sehr zufrieden mit dem eigenen Gewicht (2018: 63%).
Strategien für mehr Unbeschwertheit
Um wieder mehr Unbeschwertheit in die tägliche Ernährung zu bringen, setzen die Menschen laut Studie auf diese vier Wege:
- Mäßigung: Etwa 70% planen ihren Lebensmitteleinkauf im Voraus (2018: 53%), 44% achten beim Einkauf auf Produkte mit möglichst wenig Verpackungen („Zero-Waste-Gedanke“) und der Verzicht auf Fleisch wird relevanter. Aber…
- …Retro: Ein gewisser Teil der Menschen sehnt sich zurück nach einer heilen und deftigeren Genusswelt und nimmt eine Widerstandshaltung gegenüber neuen Ernährungstrends ein. So stimmen 28% der Aussage zu, dass sie gerne Fleisch essen und diesen Konsum nicht reduzieren werden.
- Pragmatismus: Die Menschen fühlen sich durch Sparzwänge und einen zunehmend stressigen und belasteten Alltag dazu berechtigt, ihre Ernährung pragmatisch anzugehen. So kochen 47% lieber einfache Gerichte (2018: 31%). Die jüngere Generation Z nutzt verstärkt Lieferdienste (fast jeder Fünfte zwei bis drei Mal pro Monat).
- Verdeckter Genuss: Beim „Nebenbei-Konsum“ sind die Ansprüche der Konsumenten an sich selbst viel geringer als bei konventionellen Mahlzeiten. Ernährung dient hier der seelischen Stoßdämpfung und gerade bei der Gen Z ist die Sehnsucht erkennbar, auch einmal regressiv im Bett zu essen.
Text: Axel Stefan Sonntag